Die Katze ist aus dem Sack: Facebook führt eine neue, soziale und semantische Suchfunktion namens Graph Search ein. Der Rollout wird langsam vonstatten gehen. Wir haben schon jetzt die wichtigstens Fragen rund um die neue soziale Suchmaschine beantwortet und zeigen, was auf euch zukommt.
Was kann mit Graph Search gefunden werden?
In mittelferner Zukunft dürfte Graph Search auf sämtliche Inhaltstypen innerhalb von Facebook zugreifen können. Das heißt, Orte, Fotos, Personen, Seiten, Gruppen, Beiträge, Freundschaften und vieles mehr kann über die neue Suchmaschine gefunden werden. Alle diese Informationen sind auch bisher schon vorhanden, müssen allerdings über viele Klicks sichtbar gemacht werden. Befindet man sich auf einer Seite, die man selbst geliked hat, dann sieht man auch jetzt schon, welche der eigenen Freunde diese Seite ebenfalls liken. Graph Search wird solche Informationen übersichtlicher und zentral aufbereiten sowie sie mit weiteren Einschränkungen und Kriterien verbinden. In der aktuellen Beta-Phase kann Graph Search „nur“ Personen, Fotos, Orte und Interessen auffinden. Die restlichen Inhalte werden nach und nach folgen.
Thema Privatsphäre: Welche Informationen können über Graph Search gefunden werden?
Gerade in Deutschland dürfte diese Frage die Nutzer brennend interessieren. Prinzipiell gilt, wie bei allen Facebook-Features: Es können nur Informationen gefunden werden, die Nutzer dafür freigegeben haben. Informationen, die ich nur für eine bestimmte Gruppe von Personen freigegeben habe, können auch nur von dieser Gruppe gefunden werden. Allerdings können durch gezielte Suchanfragen Informationen ans Licht kommen, die zeitlich sehr lange zurück liegen und dem Nutzer vielleicht gar nicht mehr bewusst sind. Likes von Seiten oder Gruppen die bisher nur über mehrere Klicks in dem Profil eines Nutzers angezeigt wurden, sind jetzt leicht und schnell zu finden. Beispiele dafür finden sich aktuell bei den amerikanischen Kollegen von Gizmodo.
Wie unterscheidet sich Graph Search von der aktuellen Facebook-Suche?
Der größte Unterschied ist die Tatsache dass es sich bei Graph Search um eine semantische Suchmaschine handelt. Das heißt, Graph Search sucht nicht bloß stumpf nach Schlagwörtern, sondern versteht ganze Sätze und kann zusätzliche konditionale Bedingungen interpretieren. Bekannt ist diese Technik zum Beispiel durch Apples Siri oder Wolfram Alpha. Während bisher eine Suche nach “Freunde, die in Hannover wohnen” nur nach den einzelnen Schlagwörtern suchte und keine befriedigenden Ergebnisse zu Tage förderte, kann Facebook diese Eingabe nun verstehen und entsprechend interpretieren: Es werden Personen gesucht, die zwei Bedingungen erfüllen, nämlich einerseits mit dem Suchenden befreundet sind, und zweitens als Wohnort Hannover angegeben haben.
Die neue Suche wird sich in Zukunft links oben in der Menüleiste finden. Die Benachrichtigungen wandern nach rechts.
Wie unterscheidet sich Graph Search von einer normalen Web-Suche (zum Beispiel Google)?
Nicht-eingeloggte Nutzer aus dem gleichen Land erhalten auf Google bei ihrer ersten Anfrage stets die gleichen Ergebnisse. Diese werden lediglich individualisiert wenn Google ein Profil des Suchenden vorliegen hat. Bei Facebook ist das komplett anders. Es gibt keine Standard-Ergebnisse. Jedes Suchergebnis ist individualisiert und für einen anderen Nutzer nicht zu reproduzieren. Das erschwert die technische Realisierbarkeit von Facebooks neuer Suche immens und stellt unglaublich hohe Anforderungen an die entsprechenden Datenbanken und die Server-Infrastruktur, weil jede Anfrage neu und individuell bearbeitet werden muss. Ein Caching kann nur in begrenztem Rahmen stattfinden.
Semantische Suche: Facebook versteht und interpretiert die Suchbegriffe im Gegensatz zu einer klassischen Suchmaschine wie Google.
Wie werden Suchergebnisse bei Graph Search sortiert?
Die Relevanz und damit die Sortierung der Ergebnisse beruht auf vielen Faktoren. Natürlich werden Personen die befreundet, oder Seiten die geliked wurden weiter oben dargstellt, als „fremde“ Inhalte. Weiterhin relevant ist die geografische Nähe zu einer Person oder einem Ort. Außerdem werden die Übereinstimmungen berücksichtigt. Personen mit denen ich viele Interessen und Freunde teile sind wichtiger, als solche mit denen ich nur wenig gemeinsam habe. Eine grobe Vorschau auf die Sortierung der Ergebnisse dürfte auch die bisherige Priorisierung der Facebook-Freunde geben, die vor kurzem bekannt wurde.
Die Ergebnisse werden nach u. A. Anzahl der Gemeinsamkeiten sortiert.
Wie und wann kann ich Graph Search verwenden?
Das Rollout von Graph Search soll sehr langsam erfolgen. Betrachtet man andere Facebook-Neuerungen in den letzten Jahren so kann das durchaus heißen, dass einige Monate ins Land ziehen werden, bevor das Feature verfügbar ist. Eilige können sich auf eine Warteliste setzen lassen, und das Feature dann vermutlich einige Wochen oder Monate vor der breiten Öffentlichkeit ausprobieren. Bis dahin bietet Facebook auf der Info-Seite zur Graph Search einige Beispiel-Suchanfragen, die jeder Nutzer ausführen kann, und die bereits das jeweilige individualisierte Ergebnis liefern.
Welche Auswirkungen wird Graph Search auf den Markt haben?
Mit Graph Search gräbt Facebook vielen Konkurrenten das Wasser ab: Durch gezielte Suchanfragen kann Facebook ganz schnell spezialisierte Netzwerke ersetzen. Eine Suche nach “Entwicklern, die unter 30 sind und studiert haben” könnte zum Beispiel Xing gefährlich werden. Mit einer Anfrage wie “Frauen, zwischen 25 und 30, die Single sind und aus Hamburg kommen” dürften sich Partnerbörsen wie FriendScout24 und Parship überflüssig vorkommen. Und auch Flickr sollte sich vorsehen, denn mit gezielten Anfragen, wie “Bilder, die in Berlin vor 1990 enstanden sind” wird Facebook auch zum intelligenten Foto-Archiv. Die Auswirkungen sind also sehr weitreichend und nicht zu unterschätzen.
QUELLE: http://t3n.de/news/facebook-graph-search-wissen-437328/| DS
Mehr Infos unter: https://www.facebook.com/about/graphsearch