„Schöner als Monaco”
Horst Zwipp hat sein DTM-Projekt für Mallorca noch nicht aufgegeben, ist aber enttäuscht von der Politik
EIN BERICHT VON BERND JOGALLA | MALLORCA MAGAZIN 27.12.2012
Packende Rennen in Palmas City?” – Mit dieser Exklusivgeschichte berichtete das Mallorca Magazin am 6. Mai 2010 erstmals über die Pläne eines deutschen Unternehmers, die DTM nach Mallorca zu holen. Im Idealfall hätten schon 2011 die ersten Tourenwa- gen ihre Runden in Palma gedreht. Inzwischen ist nicht nur 2011, sondern auch 2012 verstrichen, ohne dass die hochgezüchteten Motoren am Paseo Marítimo aufgeheult hätten.
War das DTM-Abenteuer nur eine Seifenblase? Horst Zwipp kontert mit einem klaren NEIN!
Der schwäbische Marketing-Experte und Mallorca-Resident war es, der damals (zunächst anonym) den Vorstoß wagte. Seit drei Jahren arbeitet er an dem Projekt DTM Mallorca – eine krankheitsbedingte Unterbrechung mit eingerechnet –, aber lockerlassen will er nicht. Er glaubt nach wie vor, dass die Rennserie hervorragend zu Mallorca passen und der touristischen Destination mehr als guttun würde. Frühester Termin sei jetzt allerdings 2014.
Im Gespräch mit MM zeigt sich der Unternehmer („zwippgruppe”) reichlich enttäuscht von der Inselpolitik. „Ich komme einfach nicht weiter”, erklärt er die fruchtlosen Vorstöße via Mail, Brief oder persönlichem Gespräch. Zuletzt fühlte er sich vom Tourismusministerium abgeschoben zur Marketing-Initiative „Palma 365”, und von dort habe er auch noch keine Antwort erhalten.
Dass Tourismusminister Carlos Delgado nicht reagiert, verwundert Zwipp insofern, als Delgado wiederholt sein Interesse an einem Formel-1- Rennen verkündet hatte. Die kann man auf Mallorca getrost vergessen. Der finanzielle Aufwand ist für die Insel schlichtweg einige Nummern zu groß, außerdem hat Formel-1-Chef Bernie Ecclestone öffentlich er- klärt, dass er weitere Rennen in Spanien für unwahrscheinlich hält.
Nun ist auch die DTM nicht zum Nulltarif zu haben. Zwipp ist sich im Klaren darüber, dass die öffentlichen Kassen leer sind, und bietet ei- ne Lösung an: Es sei „im absoluten Bereich des Möglichen”, einen oder mehrere Risikokapitalgeber zu präsentieren, die die Kosten in Millionenhöhe übernehmen würden. Doch an diesem Punkt beißt sich die Katze in den Schwanz: „Wie sollen wir glaubhaft verhandeln, wenn sich seitens der Inselregierung niemand zuständig fühlt und keiner ein klares Statement pro DTM abgeben möchte?”, fragt Zwipp. Eine solche
klare Bekundung des grundsätzlichen Interesses sei auch für die weiteren Gespräche mit den DTM- Veranstaltern selbst unabdingbar.
Zwipp hat im Übrigen einen prominenten Fürsprecher an Bord: den frü- heren DTM-Piloten und heutigen Safety-Car-Fahrer der Formel 1, Bernd Mayländer, der von Zwipp seit Jahren gemanagt wird und daher ebenfalls ein Kenner Mallorcas ist. Beide halten Palma für eine ideale Kulisse für ein Stadtrennen – „schöner als Monaco”.
In ihren Gesprächen haben sie eine ganze Reihe von Statistiken im Gepäck, die belegen sollen, welch wirtschaftliches Gewicht die DTM hat.
2011 verzeichneten die Rennen eine durchschnittliche Besucherzahl von 80.000. Zwipp rechnet für Mallorca sehr konservativ mit etwa der Hälfte, wovon wiederum die Hälfte eigens für die Rennen anreisen
und entsprechende Einnahmen generieren würde – für Airlines, für Hotels, Mietwagen, Restaurants etc., etc. Und das Ganze in der schwachen Nebensaison.
Hinzu komme der enorme Werbewert der Veranstaltung, die in Deutsch- land live in der ARD gezeigt wird und 2011 dort durchschnittlich 1,4 Millionen Zuschauer hatte. Zudem haben 228 Sender die DTM in 220 weitere Länder übertragen.
Der logistische Aufwand für ein solches Stadtrennen wäre allerdings nicht unerheblich und würde sicherlich auch Kritiker auf den Plan rufen.
Horst Zwipp: „Wenn die Politik zum Schluss käme, der Motorsport passt nicht zu uns, könnte ich damit leben. Aber dass ich bis heute keine verwertbare Aussage erhalten habe, ist mir unverständlich. Es wird auf hohem Niveau gejammert, aber ein Weltklasse-Event, um den derzeit zirka zehn andere europäische Städte buhlen, interessiert offensichtlich niemand. Was soll man der Insel noch bieten?”
ANMERKUNG:
Die DTM gilt als populärste Tourenwagenserie der Welt. Das Kürzel steht für „Deutsche Tourenwagen- Masters”, das als Nachfolger der einstigen Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft seit 2000 ausgetragen wird.
Organisiert und vermarktet wird die DTM von der ITR e.V. (Internationale Tourenwagen-Rennen) mit Sitz in Wiesbaden. Nach Audi und Mercedes ist seit 2012 auch BMW in der DTM engagiert. Als Austragungsorte sind für 2013 vorgesehen:
Hockenheimring (D), Brands Hatch (GB), Red Bull Ring Spielberg (A), Lausitzring (D), Norisring (D), Moskau Raceway (RUS), Nürburg- ring (D), Motorsport Arena Oschersleben (D), Circuit Park Zandvoort (N). Das letzte Rennen in Spanien fand im September in Valencia statt.
Immer wieder gehören auch ehemalige Formel-1-Fahrer zum Feld, wie Ralf Schumacher oder David Coulthard. Sieger der Saison 2012 wurde Bruno Spengler (BMW).
Quelle: Mallorca Magazin | HZ